Eindrücke der ersten Tage

Mittlerweile habe ich mich einigermaßen an die Zeitumstellung gewöhnt, aber wache trotzdem noch jeden Tag um 6 Uhr auf. In meinem neuen Zuhause gefällt es mir auch echt gut. Meine Gasteltern Susi und Milton (oder besser gesagt Gastgroßeltern) sind sehr nett. In unserer Wohnung wohnen wir zu dritt, aber in unserem Haus wohnen noch zwei von deren Kindern, die auch schon Kinder haben. Ich habe schon mindestens 5 Enkel kennengelernt, von denen der kleinste 5 Jahre alt ist und der älteste 17.

 

Ich habe ein eigenes Badezimmer, wo es aber nur warmes Wasser gibt, wenn tagsüber die Sonne schien. Wenn dies allerdings nicht der Fall war, habe ich immer die Möglichkeit, in ein anderes Badezimmer zum duschen zu gehen, das niemand benutzt. Vor allem in meinem Bad, aber auch im Rest der Wohnung sind die Fenster sehr undicht. Sobald es draußen kalt wird, ist es drinnen auch kalt und man hört jedes Geräusch von draußen.

 

Das Wetter ist ganz in Ordnung, an den ersten Tagen war es ziemlich kalt, wahrscheinlich etwas unter 15 Grad, aber jetzt ist es eigentlich recht angenehm, wenn man mit langer Hose, Pulli und Regenjacke raus geht. Trotzdem hatte ich schon ein paar mal taube und weiße Finger, wie es für mich typisch ist.

 

Mit dem Essen bin ich auch sehr zufrieden. Es gibt sehr viel Obst - Papaya, Ananas, Bananen, Erdbeeren, usw. - und auch sehr viel Gemüse. Außerdem gibt es fast jeden Tag Reis, also genau das richtige für mich. Jeden Tag gibt es frischen selbst gemachten Saft, ob es jetzt Orangensaft, Wassermelonensaft, Karottensaft oder Saft der Frucht “Tomate de árbol” ist. Hier gibt es sogar “Vollkornbrot”, das aber eher wie Toast schmeckt.

 

Ein paar ungewöhnliche Dinge gab es allerdings auch schon zu essen, zum Beispiel salzige Bananenchips aus Kochbananen oder eine Art frittierte Banane, die die Konsistenz von Gummi hat. Bei Milton habe ich gesehen, dass er eine Banane zu Reis, Linsen und Fleisch auf den Teller legt, Cola-Schorle trinkt und zwei gehäufte Esslöffel Zucker in eine Tasse Kaffee rührt, was ich auch alles sehr komisch finde.

 

Am Samstag war eigentlich geplant, dass wir uns mit unserer Mentorin Sonia treffen, um einige organisatorische Dinge zu klären, aber sie rief um 10 Uhr an, um zu sagen, dass ihr Auto kaputt ist und wir das Treffen auf Montag verschieben. Also war ich erstmal ziemlich planlos, weil ich absolut nicht wusste, was ich machen soll. Morgens ist Susi mit mir eine knappe Stunde im Zentrum spazieren gegangen, da wir nah am Zentrum wohnen. Nachmittags habe ich sie endlich nach einem Tesafilm gefragt, um meine ganzen Bilder im Zimmer aufzuhängen und habe danach alleine nochmal einen Spaziergang gemacht.

 

Meine Zusammenfassung vom Straßenverkehr ist: überall stinkt es nach Abgasen, alle hupen die ganze Zeit, einen Blinker braucht kein Mensch und Zebrastreifen sind nur zur Deko.

 

Am Sonntag habe ich eine Enkelin kennengelernt, die 11 Jahre alt ist und sich immer sehr für die Freiwilligen interessiert. Ich bin nämlich die dritte Deutsche hier in dieser Familie. Wir haben uns 1 1/2 Stunden lang unterhalten und sie hat mich über alles mögliche ausgefragt. Nachmittags haben wir einen spontanen Ausflug gemacht, wo wir in einen Park etwas außerhalb von Ambato gefahren sind und man einen tollen Blick über die Stadt hatte. Im Auto lief allerdings die ganze Zeit ein Radiosender, der wie ecuadorianisches SWR 4 klingt, also es kommen immer die Wörter "enamorarse" und "amor" vor.

 

Montag Vormittag haben wir uns dann endlich mit Sonia getroffen und ich habe Antonia und Anna wieder gesehen. Wir haben erfahren, dass wir nächsten Montag anfangen zu arbeiten. Am Nachmittag haben die beiden mich besucht und wir sind gemeinsam in die Stadt gegangen.

 

Mir ist aufgefallen, dass hier so gut wie jedes Wort verniedlicht wird. Aus “chiquito”, was an sich schon eine Verniedlichung ist, wird dann zum Beispiel “chiquitito”. Mein Spanisch wird aber zum Glück von Tag zu Tag besser.

Blick über Ambato
Blick über Ambato
Hier wohne ich im zweiten Stock
Hier wohne ich im zweiten Stock
Unser Telefon
Unser Telefon